Ja, was wäre das Kirchenjahr ohne Weihnachten. Selbst in unserem «nachchristlichen Zeitalter» ist Weihnachten kaum wegzudenken.
Nun mögen Sie vielleicht einwenden, dass Weihnachten überhaupt kein christliches Fest ist, sondern einen absolut heidnischen Ursprung hat. Nun, diese Diskussion überlasse ich anderen. Unter anderem finden Sie auf Google tausende von Beiträgen zu diesem Thema.
Was aus diesem Weihnachtsfest gemacht wird, ist nochmals ein andere Sache (Stichwort Kommerz). Fest steht aber, dass die Christenheit an Weihnachten an Christi Geburt gedenkt.
Weihnachten ist doch eine wunderbare Gelegenheit, sich einmal vertieft mit der christlichen Botschaft zu beschäftigen. Von den Hirten in derselben Gegend auf dem Felde heisst es, dass sie sich aufgemacht haben, die Geschichte zu sehen, die ihnen die Engel verkündet haben. [Lukas Evangelium, Kapitel 2, Vers 15 und 16]
Hand aufs Herz - haben auch Sie sich schon einmal aufgemacht, diesem Jesus zu begegnen? Oder gehören Sie eher zu jenen Leuten, die sagen, dass dies ohnehin Legenden sind, die für unsere moderne Zeit keine Bedeutung mehr haben.
Nun, ich würde Ihnen fast beipflichten, wenn die christliche Botschaft bei Weihnachten «aufhören» würde. Aber das faszinierende ist ja gerade, dass dies erst der Anfang ist und dieser Jesus gesagt hat, dass ER noch einmal wiederkommen wird auf diese Erde. [Matthäus Evangelium, Kapitel 24, Vers 30 und 31]
Gustav Heinemann, der ehemalige Bundespräsident der BRD soll einmal gesagt haben: «Die Herren dieser Welt gehen, aber unser Herr kommt!»
Abschliessend noch ein Artikel von Pfarrer Wilhelm Busch, der in eindrücklicher Weise verdeutlicht, dass es immer wieder Menschen gab, die den Worten Jesus Glauben geschenkt haben.
Die Mitternacht der Weltgeschichte
von Pfarrer Wilhelm Busch (1897-1966)
Wenn ich manchmal abends nicht einschlafen kann, und die Uhr «zwölf» schlagen höre, bewegt es mich immer, dass unwiederbringlich ein Tag zu Ende gegangen ist.
So wird auch für die Weltgeschichte eine Mitternachtsstunde kommen.
Da wird es sehr dunkel sein
Der Herr Jesus hat uns sehr deutlich das Hereinbrechen der Nacht geschildert. Da werden politisches Chaos, wirtschaftliches Durcheinander und religiöse Verwirrung die Menschen ratlos machen. In dieser unheimlichen Welt werden die Menschen sich nur noch um sich selber kümmern, gierig nach Essen, Trinken und Erotik. Und die Knechte Gottes werden innerlich schläfrig werden. Ja, und dann kommt die Mitternachtsstunde heran. Da wird es unheimlich finster sein.
Der Herr Jesus sagt: «Sonne und Mond werden ihren Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen.»
Es kann sein, dass der Herr hier von grossen Naturkatastrophen redet. Die festen Naturordnungen, mit denen die Menschen so sicher rechneten, verschwinden, und das völlige Chaos bricht heran wie eine Flut.
Es kann sein, dass Jesu Wort so zu verstehen ist. Aber nach meinem Verständnis der Bibel dürfen wir noch nach einem tieferen Sinn suchen. In der biblischen Bildersprache bedeutet die Sonne den Herrn Jesus Christus. «Die Sonne verlor ihren Schein.» Da hat die Welt Jesus völlig verworfen, und es wird eine Jesus-lose Welt sein. Da gibt es keinen Trost für die Sterbenden. Da weiss man nicht mehr, dass der Mensch ein Gedanke Gottes ist. Er ist nur noch «Material». Das ist dann eine Welt ganz ohne Liebe und Barmherzigkeit. Das ist die gnadenlose Welt - ähnlich dem heutigen Strassenverkehr: Jeder achtet nur auf sein eigenes Vorwärtskommen. Da wird nicht mehr gebetet, nur noch geflucht. Wenn die Sonne Jesus ihren Schein verloren hat, hört man nur noch das Gelächter Satans über einer entseelten Welt.
«Und der Mond verliert seinen Schein.» Der Mond empfängt sein Licht von der Sonne.
Er ist also ein Bild der Kirche. Diese Kirche wird noch da sein - aber ohne Schein. Da werden kraftlose Predigten gehalten, die kein Gewissen anrühren. Da werden Prediger sein, die selbst in Sünden leben, christliche Zeitschriften ohne Botschaft, Tröster ohne Trost, Helfer, die nicht helfen können, Vielgeschäftigkeit ohne Inhalt, Organisation ohne Leben: tote Kirche!
«Und die Sterne werden vom Himmel fallen.» In der biblischen Bildersprache sind die Sterne hervorragende Lehrer des Evangeliums. Sie fallen - sie fallen dem Zeitgeist anheim, sie fallen in Sünde und Schande.
Da werden in jener Mitternachtsstunde der Welt nur noch die als Christen übrig bleiben, die es gelernt haben, ganz selbständig zu stehen auf dem Felsen des Heils; deren Glaube nicht von Predigern und Kirchen abhängt. Es sind die, welche «in Christo» sind.
Das ist die dunkelste Stunde der Welt, wo der Antichrist regiert und der Mensch sich selbst überlassen ist von Gott. Doch dann schlägt es «zwölf» auf der Uhr Gottes.
Da wird es sehr hell werden
«Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel... und sie werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit grosser Macht und Herrlichkeit.»
Das wird ein Aufwachen geben um Mitternacht!
Unsere Gedanken bleiben hängen an dem seltsamen Wort «Zeichen des Menschensohnes».
Was ist das? Ich weiss es nicht. Der grosse Ausleger A. Bengel sagt dazu: «Es mag ein Kreuz sein. Ein Kreuz war zuvor ein 'Zeichen, dem widersprochen wird' (Lukas 2, 34), alsdann wird es ein öffentliches Zeichen sein. Es mag auch darin bestehen, dass man das himmlische Heer erblicken wird, ehe der Herr selbst wahrgenommen wird. Ein Monarch hat viele Wagen, aber einen Leibwagen, der vor andern prächtig ist.»
Das ist wichtig: Der Herr Jesus selbst kommt in grosser Kraft und Herrlichkeit. Der Schleier der ewigen Welt zerreisst, die Kulissen der dreidimensionalen Welt kippen um. Mit einem Schlage wird offenbar: Es war keine Narrheit, wenn wir beten: «Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.» Das Kind, das in der Herberge zu Bethlehem geboren wurde in Armut - das Kind ist der Herr. Der Gelästerte von Golgatha ist Gott! «Es werden heulen alle Geschlechter auf Erden.» Das wird ein Aufheulen sein! Und mit Recht! Alle Herren hat man geehrt, nur den Einen nicht, der allein Herr ist. Jedes Zukünftige hat man gefürchtet, nur die Zukunft dessen nicht, dem alle Zukunft gehört. Jeden Helfer hat man gesucht, nur den Einen nicht, der allein helfen kann. Jeden Unsinn hat man geglaubt, nur dem Einen glaubte man nicht, der die Wahrheit ist. Schauerlich hell wird es werden. In dem Licht wird man uns sehen, wie wir sind, töricht, böse und verloren. Und es «heulen alle Geschlechter auf Erden.»
Da wird es sehr fröhlich werden
«Alle Geschlechter werden heulen?» Nein! Jetzt macht der Herr Jesus gleich eine Ausnahme: Es gibt ein Geschlecht der «Auserwählten». Das ist Gottes Geschlecht. O ja, es gibt eine Schar von Menschen, die durch Busse und Wiedergeburt Kinder Gottes wurden. Es sind die Leute, die das Wort aus Römer 8 begreifen: «Sein Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.»
Quellenangabe: aus der Monatszeitschrift Maria Magdalena - 89. Jahrgang - Nr. 9 - Sept. 1989
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