Die Bibel - Altes und Neues Testament
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Hiob - Kp. 16 bis 18 - Luther 1912

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 Hiob - 16. Kapitel

1 Hiob antwortete und sprach:

2 Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster!

3 Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was macht dich so frech, also zu reden?

4 Ich könnte auch wohl reden wie ihr. Wäre eure Seele an meiner Statt, so wollte ich auch Worte gegen euch zusammenbringen und mein Haupt also über euch schütteln.

5 Ich wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten.

6 Aber wenn ich schon rede, so schont mein der Schmerz nicht; lasse ich's anstehen so geht er nicht von mir.

7 Nun aber macht er mich müde und verstört alles, was ich bin.

8 Er hat mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich; und mein Elend steht gegen mich auf und verklagt mich ins Angesicht.

9 Sein Grimm zerreisst, und der mir gram ist, beisst die Zähne über mich zusammen; mein Widersacher funkelt mit seinen Augen auf mich.

10 Sie haben ihren Mund aufgesperrt gegen mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen; sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlt.

11 Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in der Gottlosen Hände kommen lassen.

12 Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Hals genommen und zerstossen und hat mich zum Ziel aufgerichtet.

13 Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet.

14 Er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; er ist an mich gelaufen wie ein Gewaltiger.

15 Ich habe einen Sack um meine Haut genäht und habe mein Horn in den Staub gelegt.

16 Mein Antlitz ist geschwollen von Weinen, und meine Augenlider sind verdunkelt,

17 wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist und mein Gebet ist rein.

18 Ach Erde, bedecke mein Blut nicht! und mein Geschrei finde keine Ruhestätte!

19 Auch siehe da, meine Zeuge ist mein Himmel; und der mich kennt, ist in der Höhe.

20 Meine Freunde sind meine Spötter; aber mein Auge tränt zu Gott,

21 dass er entscheiden möge zwischen dem Mann und Gott, zwischen dem Menschenkind und seinem Freunde.

22 Denn die bestimmten Jahre sind gekommen, und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde.

 Hiob - 17. Kapitel

1 Mein Odem ist schwach, und meine Tage sind abgekürzt; das Grab ist da.

2 Fürwahr, Gespött umgibt mich, und auf ihrem Hadern muss mein Auge weilen.

3 Sei du selber mein Bürge bei dir; wer will mich sonst vertreten?

4 Denn du hast ihrem Herzen den Verstand verborgen; darum wirst du ihnen den Sieg geben.

5 Es rühmt wohl einer seinen Freunden die Ausbeute; aber seiner Kinder Augen werden verschmachten.

6 Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gemacht, und ich muss mir ins Angesicht speien lassen.

7 Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.

8 Darüber werden die Gerechten sich entsetzen, und die Unschuldigen werden sich entrüsten gegen die Heuchler.

9 Aber der Gerechte wird seinen Weg behalten; und wer reine Hände hat, wird an Stärke zunehmen.

10 Wohlan, so kehrt euch alle her und kommt; ich werde doch keinen Weisen unter euch finden.

11 Meine Tage sind vergangen; meine Anschläge sind zerrissen, die mein Herz besessen haben.

12 Sie wollen aus der Nacht Tag machen und aus dem Tage Nacht.

13 Wenn ich gleich lange harre, so ist doch bei den Toten mein Haus, und in der Finsternis ist mein Bett gemacht;

14 Die Verwesung heisse ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter und meine Schwester:

15 was soll ich denn harren? und wer achtet mein Hoffen?

16 Hinunter zu den Toten wird es fahren und wird mit mir in dem Staub liegen.

 Hiob - 18. Kapitel

1 Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2 Wann wollt ihr der Reden ein Ende machen? Merkt doch; darnach wollen wir reden.

3 Warum werden wir geachtet wie Vieh und sind so unrein vor euren Augen?

4 Willst du vor Zorn bersten? Meinst du, dass um deinetwillen die Erde verlassen werde und der Fels von seinem Ort versetzt werde?

5 Und doch wird das Licht der Gottlosen verlöschen, und der Funke seines Feuers wird nicht leuchten.

6 Das Licht wird finster werden in seiner Hütte, und seine Leuchte über ihm verlöschen.

7 Seine kräftigen Schritte werden in die Enge kommen, und sein Anschlag wird ihn fällen.

8 Denn er ist mit seinen Füssen in den Strick gebracht und wandelt im Netz.

9 Der Strick wird seine Ferse halten, und die Schlinge wird ihn erhaschen.

10 Sein Strick ist gelegt in die Erde, und seine Falle auf seinem Gang.

11 Um und um wird ihn schrecken plötzliche Furcht, dass er nicht weiss, wo er hinaus soll.

12 Hunger wird seine Habe sein, und Unglück wird ihm bereit sein und anhangen.

13 Die Glieder seines Leibes werden verzehrt werden; seine Glieder wird verzehren der Erstgeborene des Todes.

14 Seine Hoffnung wird aus seiner Hütte ausgerottet werden, und es wird ihn treiben zum König des Schreckens.

15 In seiner Hütte wird nichts bleiben; über seine Stätte wird Schwefel gestreut werden.

16 Von unten werden verdorren seine Wurzeln, und von oben abgeschnitten seine Zweige.

17 Sein Gedächtnis wird vergehen in dem Lande, und er wird keinen Namen haben auf der Gasse.

18 Er wird vom Licht in die Finsternis vertrieben und vom Erdboden verstossen werden.

19 Er wird keine Kinder haben und keine Enkel unter seinem Volk; es wird ihm keiner übrigbleiben in seinen Gütern.

20 Die nach ihm kommen, werden sich über seinen Tag entsetzen; und die vor ihm sind, wird eine Furcht ankommen.

21 Das ist die Wohnung des Ungerechten; und dies ist die Stätte des, der Gott nicht achtet.

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